Grüner Star (Glaukom)
GRÜNER STAR (GLAUKOM)

Unter dem "Grünen Star" bzw. Glaukom versteht man eine Reihe von Augenerkrankung mit verschiedenen Ursachen, die zu einer Schädigung des Sehnervs führen können. Ein Glaukom kann durch einen erhöhten Augeninnendruck, niedrigen/hohen Blutdruck, und falscher Gefässregulierung verursacht werden. Durch Messungen des Augeninnendrucks und die Untersuchung des Sehnervs kann der Grüne Star diagnostiziert werden. Werden diese nicht rechtzeitig erkannt und behandelt können reduzierte Sehleistungen, bleibende Sehstörungen, Gesichtsfeldausfälle bis zur Erblindung die Folge sein. Der Grüne Star oder das Glaukom ist eine der gefährlichsten Augenkrankheiten und eine der häufigsten Erblindungsursachen. Die in Europa häufigste (90%) ist das primär chronische Offenwinkelglaukom, dessen Hauptursache in einem Anstieg des Augeninnendrucks besteht. Der Grüne Star deshalb so gefährlich, weil er anfangs und auch lange Zeit keine Beschwerden macht, weil er sich langsam und schleichend entwickelt und mit der Zeit zu einer Zerstörung des Sehnerven führt.
Deshalb sollte jeder ab dem Alter von 40 Jahren alle 3 Jahre zu eine augenärztliche Kontrolle;
- ab 50, alle 2 Jahre
- ab 60, jedes Jahr
Anstieg des Augeninnendrucks
Im gesunden Auge wird fortwährend eine farblose Flüssigkeit gebildet, das Kammerwasser (nicht zu verwechseln mit der Tränenflüssigkeit). Dieses fliesst über das Trabekelwerk, ein schwammartiges Gewebe im Winkel der Vorderkammer, aus dem Auge ab. Kann die Flüssigkeit ungehindert abfliessen, ist der Augeninnendruck ausgewogen. Nimmt die Durchlässigkeit des Trabekelwerks ab, kann die Flüssigkeit schlechter aus dem Auge abfliessen und es kommt zu einem Druckanstieg. Der krankhaft erhöhte Druck führt zu einem "mechanischen" Schaden des Sehnervs. Die durch den gesteigerten Augendruck zerstörten Nervenfasern können nicht erneuert werden. Ein hoher Augeninnendruck stellt den Hauptrisikofaktor für die Entwicklung eines Glaukoms dar. Es gibt jedoch auch Glaukomformen, bei denen der Augeninnendruck nicht erhöht ist (Normaldruckglaukom genannt).
Ein schleichender und unmerklicher Sehverlust
Das Glaukom ist eine heimtückische Krankheit, weil die Einschränkung des Gesichtsfeldes meist nicht wahrnehmbar ist. Daher wird das Glaukom auch der "leise Dieb des Augenlichts" genannt. In der Regel geht die Krankheit nicht mit weiteren Symptomen wie Schmerzen einher und bleibt deshalb lange Zeit unentdeckt. Das Risiko für die Entwicklung eines Glaukoms steigt mit zunehmendem Alter. Zu den weiteren Risikofaktoren zählen unter anderem eine familiäre Vorbelastung, Diabetes und starke Kurzsichtigkeit (Myopie).
Diagnose
Dem Augenarzt stehen verschiedene Techniken zur Verfügung um die Diagnose zu stellen und den Verlauf der Krankheit zu kontrollieren. Er misst den Augeninnendruck und prüft das Gesichtsfeld. Durch Untersuchung des Augenhintergrundes kann der Zustand des Sehnervenkopfes beurteilen werden. Er kann eventuell auch den Kammerwinkel (Angulus iridocornealis), d. h. den Winkel zwischen Iris und Hornhaut, bestimmen. All diese Untersuchungen sind unkompliziert und wenig zeitaufwendig. Sie sind zudem vollkommen schmerzfrei.
Risikofaktoren
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Erhöhter Augeninnendruck
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Hohes Lebensalter
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Hohe Kurzsichtigkeit (Offenwinkelglaukom)
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Hohe Weitsichtigkeit (Engwinkelglaukom und Glaukomanfall)
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Niedriger und schwankender Blutdruck (Normaldruckglaukom)
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Genetische Veranlagung
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Ethnische Gruppe: Dunkelhäutige Menschen haben ein bis zu fünf Mal höheres Risiko
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Diabetes mellitus
Behandlung
Man kann das Glaukom behandeln, aber nicht heilen. Es ist möglich die Erkrankung zu kontrollieren, um einen weiteren Sehverlust zu vermeiden. Bereits entstandene Schäden sind von Dauer und nicht reparabel. Das Hauptziel der Glaukombehandlung besteht meist in einer Senkung des Augeninnendrucks.
Verschiedene Behandlungsoptionen
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Medizinische Augentropfen
Dies ist die häufigste Behandlungsform bei Offenwinkelglaukom. Die Augentropfen vermindern die Produktion von Kammerwasser oder erhöhen dessen Abfluss. Sie müssen oft mehrmals täglich angewendet werden und dies regelmässig und ein Leben lang. Nebenwirkungen sind nicht ausgeschlossen. Unverträglichkeiten können zu Beginn der Tropfenbehandlungen auftreten oder auch langfristig, d.h. nach mehreren Monaten oder sogar Jahren.
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Selektive Laser-Trabekuloplastik (SLT)
Dieses Verfahren wird immer häufiger durchgeführt. Manchmal wird es sogar noch vor der Anwendung von Augentropfen empfohlen. Laserimpulse werden auf das Trabekelwerk gerichtet, Argonlaser (ALT) oder dem frequenzverdoppelten YAG Laser (SLT), um den Abfluss von Kammerwasser zu erhöhen und so den Augeninnendruck zu senken. Die STL ist ein schmerzfreier Eingriff und dauert wenige Minuten. Die Selektive Laser-Trabekuloplastik ist ein nicht-invasives Verfahren, welches keine Gewebsschäden verursacht. Deshalb kann es bei Bedarf wiederholt angewedet werden. Bei früheren Laser-Methoden waren die Möglichkeiten einer erneuten Behandlung sehr eingeschränkt oder sogar ausgeschlossen. Behandlung in Tropfanästhesie im Augenarztzentrum Zürich.
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Laseriridotomie
Schaffung eines kleinen Loches in der Iris mit dem Argonlaser zum Druckausgleich der Augenvorder- und hinterkammer. Dieser meist prophylaktsiche Eingriff wird nur beim Pupillarblockglaukom durchgeführt. Behandlung in Tropfanästhesie im Augenarztzentrum Zürich.
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Minimal-invasive Chirurgie
Dank verschiedener schonender Techniken ist es heute möglich, den Augeninnendruck zu senken und dabei die Risiken und Komplikationen die mit invasiveren chirurgischen Verfahren verbunden sind weitestgehend auszuschliessen. Diese Techniken erlauben es zudem die Lebensqualität des Patienten zu erhalten und eine schnellere Wiederaufnahme alltäglicher Tätigkeit zu ermöglichen. Die Verfahren sind schnell durchführbar und sowohl eigenständig, als auch in Verbindung mit einer Kataraktoperation (Grauer Star-Operation) machbar. Diese Art von Chirurgie kann in Betracht gezogen werden, wenn die Behandlung mit medizinischen Augentropfen schlecht vertragen oder nicht gut eingehalten wird (Einnahmeanweisungen beachten). Eines dieser minimal-invasiven Verfahren ist die Keratoplastik. Sie ermöglicht es den natürlichen Abflussweg innerhalb des Auges wiederherzustellen ohne dass dauerhaft ein Implantat oder Gerät eingesetzt werden muss.
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Filteroperation
Dieses operative Verfahren wird angewendet, wenn das Gesichtsfeld trotz vorheriger Behandlung kleiner wird. Das Prinzip der Filteroperation besteht darin, eine interne Ableitung für das Kammerwasser zu schaffen, wofür ein kleines Stück des Trabekelwerks entfernt wird. Durch diesen Eingriff kann Kammerwasser aus dem Auge abfliessen, was zu einem unmittelbaren Absinken des Augeninnendrucks führt. Die am häufigsten durchgeführte Operationstechnik ist die Trabekulektomie. Dieses Verfahren ist sehr effizient, wird aber vor allem wegen der aufwendigen postoperativen Nachsorge erst als letzte Option durchgeführt.
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Zyklophotokoagulation
Diese Methode findet bei fortgeschrittenem Glaukom Anwendung oder wenn vorherige medikamentöse und operative Behandlungen erfolglos waren. Es handelt sich um eine nicht-invasive Laserbehandlung. Dabei wird das Gewebe in dem das Kammerwasser produziert wird (Ziliarkörper) so verändert, dass dadurch der Augeninnendruck gesenkt wird.
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Goniopuncture
Erhöhung des Abflusses durch den Schlemmschen Kanal oder durch das sogenannte Descemetsche Fenster nach Tiefer Sklerektomie mit dem YAG Laser. Behandlung in Tropfanästehsie im Augenarztzentrum Zürich.
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Suturolysen
Eröffnen des Läppchens und Erhöhung der Filtration nach Trabekulektomie oder Tiefer Sklerektomie mit dem Argonlaser.
Schlussfolgerung
Lassen Sie Ihre Augen ab dem 40. Lebensjahr regelmässig augenärztlich kontrollieren. Weisen Sie Ihren Augenarzt frühzeitig auf eventuelle familiäre Vorbelastungen hin. Eine rechtzeitige Behandlung kann ein Fortschreiten der Krankheit in den meisten Fällen verhindern und damit letztendlich eine Erblindung effektiv vorbeugen.
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Glaukom: Im Visier des Immunsystems (ein Artikel Rawan Khachouk, 20.08.2018)
Schon länger wurde es vermutet, nun erhärtet sich der Verdacht: Das Glaukom ist möglicherweise eine Autoimmunerkrankung. Das Ergebnis einer aktuellen Studie könnte die Therapie von Glaukomen grundlegend verändern.

Das Glaukom betrifft rund 70 Millionen Menschen weltweit und ist die zweihäufigste Ursache für Erblindung in Industriestaaten. Der grösste Risikofaktor für die Entstehung eines Glaukoms ist der erhöhte Augeninnendruck. Der Fokus bei der Therapie liegt daher auf der Senkung des Drucks. Allerdings verschlechtert sich bei vielen Patienten die Erkrankung weiter, auch wenn sich dieser Druck wieder normalisiert hat. Ein Forscherteam der Harvard Medical School suchte daher nach einer anderen Ursache: Handelt es sich beim Glaukom möglicherweise um eine Autoimmunerkrankung?
Verwechslung von Hitzeschockproteinen
Im Tiermodell konnten sie tatsächlich eine T-Zell-Immunreaktion in der Retina feststellen, die zur Degeneration der retinalen Neuronen führte. In weiteren Verlauf fanden die Forscher heraus, dass die T-Zellen in der Retina gezielt die körpereigenen sogenannten Hitzeschockproteine angriffen. Diese spielen eine wichtige Rolle bei der Proteinfaltung und der Stabilisierung von Proteinen in zellulären Stresssituationen. Die Forscher vermuten, dass der erhöhte Augeninnendruck die Blut-Retina-Schranke für die T-Zellen durchlässig macht. Normalerweise ist das Auge durch die Barriere vor Immunreaktionen geschützt. Möglicherweise reagieren die T-Zellen primär auf bakterielle Hitzeschockproteine und verwechseln diese anschliessend mit den eigenen Hitzeschockproteinen.
Neuer Therapieansatz
Diese Vermutung bestätigten sie mithilfe keimfrei aufgezogener Mäuse, deren T-Zellen unzureichend auf Hitzeschockproteine reagierten. Die Tiere entwickelten kein Glaukom, auch wenn ihr Augeninnendruck deutlich erhöht wurde. Darüber hinaus konnte bei Glaukom-Patienten das Fünffache des normalen Gehalts an Hitzeschockprotein-spezifischen T-Zellen festgestellt werden. Die Ergebnisse könnten die Behandlung von Glaukomen grundlegend verändern. Das Ziel der Forscher ist es nun herauszufinden, ob die Blockade dieser Immunreaktion einen möglichen Therapieeinsatz darstellen könnte.
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